Pataphysik und Pata-Architektur

Seminar, Sommersemester 2017, Institut für experimentelle Architektur, Universität Innsbruck

Peter Brandlmayr

Vorerst ein Gemeinplatz: Unser Denken, unser Raum-, Zeit-, Welt- und Selbstwahrnehmen, hängen von unserer geistigen und körperlichen Verfasstheit ab. Wir sind nicht, wie wir bisweilen meinen, frei in unserem Darstellen und Wahrnehmen, sondern dabei immer auch universell, physisch, sozial und individuell gebunden. Gehen wir all diesem unserem Darstellen und Wahrnehmen in der Welt auf den Grund, stoßen wir darin nicht nur auf Versatzstücke unserer persönlichen Geschichte, unserer Kultur und unserer körperlichen Gegebenheit, sondern auch auf ganz spezifische Vorannahmen bezüglich einer allgemeinen Logik und Verfasstheit der Dinge. Auch diese prägen unsere Entscheidungen und Urteile.  So lässt uns eine bestimmte Erkenntnistheorie in ganz spezifischer Weise handelnd in der Welt auftreten. Diesem Zusammenhang zwischen Erkenntnistheorie und Handeln wollen wir im vorliegenden Kurs anhand der Architektur nachgehen. Hierbei werden wir aber nicht, wie man vorerst annehmen könnte, retrospektiv, mittels einer Betrachtung von Historischem und Gegenwärtigem vorgehen, sondern werden unser Augenmerk speziell auf das Potenzial einer kaum bekannten und äußerst umstrittenen Erkenntnistheorie richten.

Nach einer allgemeinen Einführung zu Raum und Physis, werden wir ausgehend von der Auseinandersetzung mit dem Phänomen Pataphysik und der Entwicklung einer hantologisch pataphysikalischen Erkenntnistheorie im Verlauf des Semesters in experimenteller Weise erkunden, welches architektonische Paradigma und Potenzial in einer Welthaltung liegen könnte, die bislang im Rahmen unserer Kultur in erster Linie  als absurd  und abgründig erfahren wurde. In diesem Sinne: „Einen Zahnstocher bitte!“